Belastung für die Bandscheiben ist nur die halbe Wahrheit
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Die Bandscheiben und die Wirbelsäule werden gerade in zahlreichen Magazinen, Büchern und Artikeln online beleuchtet. Es ist zu lesen von "Sitzen, das neue Rauchen", "Sitzen gefährdet Ihre Gesundheit" und so weiter. Fakt ist, Sitzen gefährdet tatsächlich die Gesundheit, allerdings anders als man zunächst glaubt. Rechts sehen Sie ein Bild von verschiedenen Haltungssituationen und deren Belastung auf die Wirbelsäule bzw. die Bandscheiben. Was viele erstaunen wird ist, dass Stehen die Wirbelsäule und damit die Bandscheiben erheblich mehr belastet als Sitzen in 2 Positionen. Beleuchten wir die Positionen doch etwas genauer.
Belastung 20kg im Liegen
Es ist nur logisch, dass man im Liegen die geringste Belastung auf der Wirbelsäule verspürt. Warum ist das so? Ganz einfach. Stellt man sich die Wirbelsäule wie eine Handorgel vor, dann ist diese in der Horizontalen am wenigsten gequetscht. Der Druck ist analog der Schwerkraft. Demnach zieht bzw. drückt sämtliches Gewicht von oben nach unten. Im Liegen ist das Gewicht über die gesamte Körperlänge verteilt und drückt somit gleichmässig in die Matratze.
Belastung 50 kg im Sitzen / Lümmeln
Durch das Sitzen ist der Gewichtseinfluss auf die Wirbelsäule höher als im Liegen. Einerseits hat der Kopf und die Schultern ein gewisses Gewicht, welches auf das Skelett drücken. Beim "Lümmeln" ist man allerdings noch in einer ETWAS entspannten Haltung.
Belastung 90 kg im aufrechten Sitzen
Das aufrechte Sitzen wäre eigentlich sehr gesund. Es braucht eine Vielzahl an Muskeln um den Körper so zu halten. Leider ist diese Haltung auf Dauer so gut wie unmöglich und damit auch sehr anstrengend für den Körper. Es ist gut vergleichbar mit einem Training. Der Einfluss auf die Wirbelsäule ist durch diese Haltung dafür höher, weil mehr Gewicht von oben nach unten drückt.
Belastung 100 kg im Stehen
Beim Stehen sind wir wie im Liegen in einer geraden Haltung. Doch es drückt erheblich mehr Gewicht auf die Bandscheiben.
Belastung 170kg im Sitzen vorgebeugt
Die vorgebeugte Haltung ist in Büros sehr häufig anzutreffen. Noch häufiger ist der sogenannte Rundrücken. Dabei hängen die Schultern eingeknickt nach vorne. Diese Belastung ist noch höher als das vorgebeugte Sitzen. Warum ist diese Haltung so gefährlich? Einerseits wird durch das lange Ausharren in dieser Position die Nackenmuskulatur überbelastet und damit auch die Halswirbel. Des Weiteren werden die Bänder entlang der Wirbelsäule im Rücken überdehnt und somit überstrapaziert. Umgekehrt sieht es in der Bauchpartie aus. Dort entsteht zu wenig Belastung und damit ziehen sich Muskeln und Bänder weiter und weiter zusammen, was zum "OMA-Buckel" führt.
Stehen hilft nicht und Sitzen ist auch keine Lösung. Was jetzt?
Der Mix macht es aus. Durch regelmässiges Wechseln der Haltung zwischen Sitzen, Lümmeln, Stehen und Gehen geben wir dem Körper, der Wirbelsäule und den den Bändern die Möglichkeit aktiv und in Bewegung zu bleiben. Es geht nicht darum 100 Liegestütze im Büro zu machen oder Abends nach der Arbeit 42 Kilometer zu rennen. Das ist kompletter Unfug. Sie können eine einseitige Haltung bzw. Belastung der Wirbelsäule über mehrere Stunden am Tag nicht Abends durch einen Marathon ausgleichen. Das ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Es sind die kleinen feinen Bewegungen. Am Besten ist es wenn sie eine Stunde arbeiten. Anschliessend holen Sie sich einen Kaffee oder noch besser einen Tee. Dann gehen Sie zurück an den Arbeitsplatz und versuchen eine Tätigkeit im Stehen zu erledigen für die nächsten 60 Minuten. Dann wechseln Sie wieder in die Sitzhaltung. Zwischendurch müssen Sie sicher mal etwas vom Drucker holen (der im Idealfall nicht direkt neben bzw. auf Ihrem Bürotisch steht. Sie gehen statt das Telefon in die Hand zu nehmen kurz zu Ihrer Kollegin um dies persönlich zu besprechen. Das fördert nicht nur Ihre Bewegung sondern auch noch das Betriebsklima.
Fazit
Wir haben gelernt, dass die Bandscheibenbelastung nur eine Seite der Medaille ist. Die andere ist die Muskulatur und die Bänder. Wer zu viel in einer Position verharrt - egal ob stocksteif Stehen, krumm Sitzen oder im Sofa Chillen - der schadet dem Körper und damit dem Rücken. Zwar nicht in Form von einer erhöhten Bandscheibenbelastung sondern von einer äusserst minimalen Muskulaturbelastung und einer verfälschten Bänderdehnung. Sie verbeugen mit einer falschen Haltung Ihren Körper nachhaltig und das können Sie nur mühsam mit Physiotherapie oder beim Chiropraktiker wieder geradebiegen. Das ist dann manchmal auch ganz schön schmerzhaft.
Lassen Sie es also nicht zu weit kommen. Bewegen Sie sich mehr am Arbeitsplatz. Strecken, Bücken, Beugen, Gehen, Sitzen, Stehen und Arbeiten Sie in einer Symbiose aus diesen Elementen. Ihr Körper wird es Ihnen danken. Natürlich können Sie dies durch verschiedene Produkte unterstützen. Einfachstes Beispiel ist ein höhenverstellbarer Tisch. Entweder Sie bauen Ihren Tisch um oder kaufen Sich einen neuen elektrisch höhenverstellbaren Tisch. Das lohnt sich gleich mehrfach.
Belastung bis 500 kg - Vorsicht beim Heben
Abgesehen vom Büro gibt es natürlich noch weitaus intensivere Belastungen für den Körper. Beispielsweise das Heben von Getränkekisten. Sorgen Sie dafür, dass Sie immer in die Knie gehen und einen geraden Rücken haben. Ihre Beine sollen die Last nach oben hieven und nicht ihr Rücken. Die Belastung sollte möglichst am Körper getragen werden - es sei denn, Sie trainieren gerade. Zudem sollten Sie beim Heben immer ihre Bauch- und Rückenmuskulatur vorspannen (anspannen) und dann diese halten bis Sie die Belastung wieder hinsetzen. So stabilisieren Sie Ihren Rücken zusätzlich und haben länger Freude an Ihrem Körper.
Viel Freude beim Gesunden Arbeiten.
Quelle Grafik: https://www.oegkv-fv.at/fileadmin/user_upload/lv_steiermark/Stradner_-_Das_Kreuz_mit_dem_Kreuz_2.pdf